Regina – ein Fest!

Uraufführung 6.10.2022 Schloss Pichl, St. Barbara im Mürztal

Weitere Aufführungen: 7. & 8.10.22

im Parallelprogramm steirischer herbst ‘22

Stationen

1 Das Fest     
2 Die Wahrheit
3 Die Prozession
4 Die Ritter
5 Die Hochzeit
6 Die Zukunft

Ein endlicher, vielfältiger Raum für alle

Aus dem weggesperrten Schlossregerl einer Mürztaler Sage wird Regina, eine Königin der Vielfalt: in einer partizipativen und inklusiven Schlossoper für Profis und Laien, Ein- und Ausheimische, Chor und Blasmusik in Schloss Pichl im Mürztal

Eingesperrt sind wir auch heute auf verschiedene Arten. Zuletzt wurde durch eine globale Pandemie der Radius der allermeisten Menschen stark eingeschränkt, mitunter sind wir eingesperrt in Ängste und Zwänge, in Stereotype und (Geschlechter-)Rollen, manche von uns sind in psychischen Krankheiten gefangen oder in einem Körper, der nicht so will, wie der dazu gehörende Geist.

Das Schloss Pichl in Mitterdorf wird 800 Jahre alt, die darin beheimatete Forstliche Ausbildungsstätte FAST feiert ihren 75er. In „Regina“ wird gesungen und musiziert, unterhalten, hinterfragt und mit dem Publikum gefeiert. In sieben mobilen Stationen rund um das Schloss, oder Störungen, die es zu überwinden gilt, um die Welt zu retten, wandert Regina durch die Zeiten und Gesellschaften und schaut aus verschiedenen Perspektiven auf ihre eigene Geschichte und die damit verbundene Gewalt, die patriarchalen Strukturen und überlieferten Muster, die sie – und uns alle – gefangen halten. Die Lösung findet Regina in Freiheit, Gleichheit und Nachhaltigkeit – inhaltlich, aber auch in der Produktion dieses (über-)regionalen Gesamtkunstwerks selbst. Das Wirken und Wirtschaften auf der Erde kann nicht ungebremst und immer weiter ins Endlose wachsen, bis alle Ressourcen erschöpft sind, sondern sollte sich in die Vielfalt weiterentwickeln, wenn es eine lebendige und lebbare Zukunft für alle Menschen geben soll. 

Ein zentrales Anliegen dieser Schlossoper ist die Begegnung von Menschen mit verschiedensten Expertisen und Hintergründen und eine Bündelung dieser Verschiedenheit zu einem innovativen musiktheatralen, aber auch gesellschaftlichen Erlebnis, an dem alle teilhaben können. Neben Profis ihrer Kunstbereiche wie Autorin, Komponistin, Regisseur und Sänger:innen, der Blaskapelle und professionellen Musiker:innen wirken zahlreiche Laien aus St. Barbara und dem Umkreis mit.

Ein besonderer Aspekt ist die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Mürztal, mit dem inklusiven Ansatz geht die ARGE Oper im Durchbruchstal von Maria Gstättner, Angelika Reitzer und Georg Schütky einen konsequenten Schritt weiter auf dem Weg zur Entgrenzung des hochkulturell erstarrten Genres Oper. Mit Kund:innen der Lebenshilfe treffen sie nicht nur auf gestandene Art Brut-Künstler:innen, sondern auch auf Expert:innen einer künstlerischen Entfaltung über tradierte (Genre-)grenzen hinaus. 

Das gemeinsame Ziel, auf das die Profis und Laien hinarbeiten, ist ein innovatives musiktheatrales Erlebnis aus der Region, aber auch für die Region. So viel wie möglich wird auf einer breiten Basis entwickelt, umgesetzt und einstudiert. Vorurteile im Bereich der künstlerischen Fähigkeiten von Menschen mit Einschränkungen gilt es genau wie althergebrachte Hörgewohnheiten in Bezug auf Blasmusik und Oper abzubauen, zu erweitern und neu zu definieren. 

Es geht in der gemeinsamen Arbeit um mehr als nur eine Aufführung. Es geht darum, eine „erweiterte Wirklichkeit” zu erschaffen, in der Talente geweckt, Austausch von Perspektiven und Expertisen ermöglicht werden. Es geht darum, sich im Praktizieren von Utopien zu üben und sich ganz persönlich und konkret, aber auch als Gruppe, Gemeinschaften wieder mehr dem „Lebendigen“ zuzuwenden. Gerade in Zeiten der Pandemie braucht es eine solche auf Kollektivität setzende Arbeit, die jenseits kultureller Zentren ein Gesamtkunstwerk mit persönlichen Mitteln erschafft. Dabei dürfen die vielen Unterschiede der Mitwirkenden nicht aufgehoben werden. Im Gegenteil: Sie lassen die kulturelle und inhaltliche Opulenz, den einzigartigen Klang dieser Oper erst entstehen. 

Grenzenlose Mobilität ist ebensowenig wie grenzenloses Wachstum die Antwort auf die meisten Krisen unserer Zeit. In der Oper Regina wird die Königin der Vielfalt und Endlichkeit gefeiert, weil das Zeitalter der Expansion zu Ende ist. Die Begrenztheit der Erde, der Ressourcen, Arten usw. kollidiert mit der Realität und Notwendigkeit rasanter gesellschaftlicher Entwicklung. Vielleicht ist es notwendig, dass wir als Gesellschaft das Wachsen verlernen, indem wir nicht weiter ein Wachstum ins Mehr und Immer-Mehr, sondern in die Vielfalt und in die Diversität anstreben. Die Nachhaltigkeit des vollständigen Lebens kann nur die Grundvoraussetzung für alles sein und sollte nicht als Rück-, sondern Fortschritt gesehen werden und zu Innovationen, auch jenseits des Klimas führen.

Die Kammer, in die das Schossregerl eingesperrt war, soll zu einem endlichen, aber vielfältigen Raum werden, der wieder und für lange Zeit bewohnbar ist – ein gutes Leben für alle – und das ist doch ein Grund, der gefeiert werden kann, in dem Fall mit einer Oper: Regina – ein Fest!

(Angelika Reitzer)

Stationen

  1. Die Schauspielerin als Zeremonienmeisterin eröffnet Regina – das Fest
  1. Die Sage der Regina hilft uns, über die Rolle der Frau bis hin in unsere Zeit nachzudenken. Es geht um Gleichberechtigung und Freiheit und Ebenbürtigkeit als Grundbedürfnis des Menschen. Vieles hat sich zum Positiven entwickelt, aber trotz vieler Möglichkeiten und Entwicklungen gibt es immer noch gesellschaftliche Strukturen, die ungerecht und bevormundend sind.
  2. Es gibt mehrere Versionen der Sage vom Schlossregerl, die die Reginas erzählen. Immer wieder reisen wir durch die Zeit, denn das Bild der Frau, der Mutter und der gleichberechtigten Beziehungen ist bis heute problematisch.
  3. Die Ritterszene setzt sich mit Rollenbildern von Männlichkeit auseinander: veraltete Vorstellungen und Klischees, was überhaupt männlich ist. Die Ritter, Soldaten, Fleischesser und Frauenhasser stolpern über die zugeteilten Rollen, wir spüren die Verletzlichkeit und Menschlichkeit, aber auch die Unsicherheit und Enttäuschungen, die hinter den Rüstungen verborgen sind. 
  4. Regina kommt aus ihrem Schloss, gibt Suppe aus und heiratet. Während sie sich nach Vielfältigkeit und Diversität sehnt, fallen die Männer zurück auf ihren kriegerischen Körper.
  5. Wir „leben wir in der größten Krise aller Zeiten“. Kommen unsere Bemühungen und Erkenntnisse noch rechtzeitig? Kann das Fest der Vielfalt, der Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit zu unserem Leben werden? Oder ist unser Wissen umsonst?
  6. Wir könnten alle Mutter sein, geben, uns sorgen statt immerzu zu konsumieren, die alten Strukturen genauso wie den Mythos vom ewigen Wachstum aufgeben und. Regina als die antreibende Kraft hat ihre Aufgabe erfüllt, sie wird eine von uns.  

Regina – eine Oper 

Was macht eure gemeinsame Arbeit aus, Angelika und Georg?

Georg: Wir schätzen einanders Expertisen, gleichzeitig gibt es einen gemeinsamen Grundton und ein gemeinsames Verständnis darüber, was wir da tun, eine

gemeinsame Idee, die anspornt, auch flexibel zu sein und über sich hinauszuwachsen. Es bewegt sich ständig.

Wie ist dieses inklusive Projekt entstanden?

Wir begreifen und praktizieren die Ort- und Hauslosigkeit als Chance. Durch die Sichtbarkeit der künstlerischen Arbeit, die nicht im Proberaum oder in der Schreibstube versteckt bleibt, entstehen neue Bündnisse. Wir gehen immer mit Lücken und Fragezeichen in die Arbeit, und sehr oft ist es so, dass diese Lücken sich durch Überraschendes, bisher Ungedachtes füllen lassen. Wir begreifen das gemeinsame Stück als eine Art löchrige Struktur, die wir gemeinsam  füllen.

Was macht diese besondere Gruppe an Schauspieler*innen aus? 

Es ist ein Ensemble, das von einem großem Lust- und Abenteuergefühl getrieben ist; Jede*r findet sich mit persönlichen Anliegen auf der Bühne wieder. 

Regina – die Musik 

Wie habt ihr euch kennengelernt und wie entstand die Zusammenarbeit? Wie habt ihr in diesem Projekt zusammen gearbeitet?

Maria: Wir kennen uns schon seit sehr langem und haben schon einige Projekte miteinander gemacht. Was uns dabei zusammenhält und trägt, ist großes Vertrauen ineinander. Außerdem ist es wichtig, eine gemeinsame Vision und ein gemeinsames Ziel zu haben. Teilweise gab es klare Aufgabenteilung. Laura hat zum Beispiel die Kinderchöre komponiert und mit den Kindern gearbeitet. Ich habe die Stücke für die Blasmusik geschrieben. Die gemeinsame Arbeit macht das Ganze noch vielfältiger.

Laura: Die klare Aufteilung zeigt uns auch ganz verschiedene Aufgaben auf. Für ein Blasensemble zu komponieren ist ja was ganz anderes, als für einen Kinderchor zu schreiben. Maria ist in der Blasmusik zu Hause, während ich schon lange mit Kindern arbeite. Beides legt uns Grenzen auf, aber die schöne Aufgabe ist es, herauszufinden, wie wir die Stärken der jeweiligen Klangkörpern zeigen und herausholen können! Dafür ist auch die Präsenz und Leitung in der Probenarbeit sehr wichtig. Es ist ein Prozess des Probierens und des Revidierens, denn am Ende geht es ja darum, was funktioniert! 

Team und Mitwirkende

Text/Libretto: Angelika Reitzer, Katharina Heindl
Komposition/musikalische Leitung: Maria Gstättner, Laura Winkler
Regie: Georg Schütky
Bühnenbild: Atelier Nahtloskunst

Kostümbild: Wieland Lemke

Fran Lubahn: Stimme
Laura Winkler: Stimme
Yvonne Klamant: Spiel
Karin Troiss: Spiel
Alexander Hölbling: Spiel

Gerhard Pusterhofer: Spiel

Franz Pusterhofer: Spiel

Johann Michael Leitner: Spiel

Luca Pregartner: Spiel

Renate Stoppacher-Rainer: Spiel

Valentina Majeron: Spiel

Robert Bauer: Spiel und Feuer

Martin Siewert: E-Gitarre, Synthesizer
Maura Knierim: Harfe
Joachim Hochörtler: Saxophone
Harald Matjaschitz: Posaune
Bernhard Richter: Schlagwerk
Raphael Meinhart: Schlagwerk

Kinderchöre der Volksschulen Wartberg, Mitterdorf, Veitsch (Dank an: Barbara Kurz, Gabriele Szummer, Lisa Weber, Sandra Buchbauer) und der Mittelschule Mitterdorf unter der Leitung von Barbara Ditsios, Mürztaler Trachtenkapelle Mitterdorf unter der Leitung von Manfred Skale, Veitschtål-Xång unter der Leitung von Anita Ferstl,, Mitterdorfer Laienbühne, Lebenshilfe Mürztal

Bühnenbildwerkstatt: Nahtloskunst – ein Art Brut Atelier der Lebenshilfe Mürztal, Christoph Leitner, Martin  Rausch, Franz Riegler, Christine Posch, Tamara Böhm

Schneiderei: Heidemarie Pusterhofer, Gitti Gruber

Hutmacherei: Handwerkskistl Kreativ

Maske: Sarina Harrer

Grafik: Flora Klonner

Produktions- und Regieassistenz, Koordination, Fahrerin u.v.a.m.: Natalie Boer, Anne Rosenkranz  

Ausstattungsassistenz: Iris Kammerhofer

Freizeitassistenz: Laura Holzer

Crowdfunding: Philip Stoeckenius

Ein Projekt in Kooperation von: Kulturinitiative Mitterdorf & Fast Pichl & Lebenshilfe Mürztal & ARGE Oper im Durchbruchstal

Über uns

(Bitte alphabetisch …)

Angelika: „Machma’s!“

Wieland: „Top!“

Maria: „Zusammen halten, zusammen Welt gestalten, Leben feiern, eine gemeinsame uns alle stärkende Vision leben”

Laura W.: „Mehr Leidenschaft, mehr Leidenschaft.“

Georg: „No longer limit yourself“ 

Hans: „Was unsere Not wendet, ist jetzt die Nummer eins!“

Gerhard: „Damit etwas bestehen bleiben kann, muss es sich manchmal auch verändern.“

Luca „Waka, waka, eh eh!“

Renate: „Nimm es auf mit der Angst und spiel einfach mit. Jetzt.“

Ivi: “My body is over the ocean …”

Fran: „Art is in the journey!”

Nati: „Wenn eine Idee auf ein leidenschaftliches, tolles Team trifft, dann kracht’s und es entsteht eine Oper wie Regina!“

Karin: „Endlich, endlich!“

Alexander: „Du bist meine Königin, die Chefin im Haus.“

Robert „Des moch i scho.“

Valentina: „Eine Frau, die jede Menge Rollen erfüllen muss.“

Franz: „Wenn ich morgen aufstehe und die Welt ist in Ordnung und ich darf da vieles mitgestalten.“

Veitschtål-Xång: „Einzigartig!“

Kinderchöre: „Wir hab’n immer a Gaudi!“

Mitterdorfer Trachtenkapelle: „Immer auf der Suche nach Neuem, ohne die Tradition zu vergessen.“

Musiker*innen:  “Musik nicht nur hören, sondern auch fühlen.”

Laura H.: “Hast du alle Sachen dabei?”

Heidi: “Stressig, aber bald fertig, faszinierend, begeistert von der künstlerischen Leisung.”

Nahtlos Atelier: „Jo, Jo, des noch ma scho!“

ARGE KIM: “Lokale Kulturförderung mit Herz.”

Danke für die finanzielle Unterstützung

Wei-Ping Lin, Christine Kobler-Viertlmayr, Sonja Rodia, Hanno Millesi, Elisabeth Ofner, Stefan Knabl, Manfred Nigitz, Brigitte und Rudolf Gstättner, Daniela Neurater, Gabriele Budiman, Theresa Weiler, Klaus Steinberger, Maria Schütky, Carmen Weingartshofer, Ernst Schneeberger, Gernot Majeron, Marianne Wiener-Withalm, Doris Kammerhofer, Gerald Lang, Susi Hartmann, Reinhard Grandl, Land Steiermark, WITASEK, flanzenschutz GmbH, Hannes u. Elisabeth Koudelka, ELGRU Forstverwaltungs- und Betrieb, FAST Pichl, Baudesign – Moderne Architektur – Planungsbüro OG, Landwirtschaftskammer Steiermark, Gerhard Pusterhofer, Otmar Mayrhofer, Johann und Josefa Halmdienst, Kunstverein Wien/Alte Schmiede, Dsire, Stadt Graz, KOMPTECH GmbH, Johann und Josefa Halmdienst, BMKOES, Raiffeisenbank Mürztal, Marktgemeinde Sankt Barbara im Mürztal, steirischer herbst. 

… und ohne euch wär keine Oper da, ein ganz großes Danke

BORG Kindberg, Jochen Jance, Kletterhalle Mitterdorf, Manfred Kammerhofer, Barbara Ditsios, Eleonore “Elli” Kandl & Team, Andrea Fladenhofer, Kathrin van Zeist, Christian Rinnhofer, Rudolf Zangl, Martin Krondorfer, Laura Holzer, Trafiken: Birgit Doppelhofer, Wolfgang Herbst, Patrick Schröcker